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Crufts 2019 - mehr als nur "Dabeisein"

Es war endlich soweit! Nicht ganz ein Jahr nachdem wir angefangen haben Harry in der Jüngstenklasse auszustellen, sollte es zum vorläufigen Highlight kommen: es ging für uns nach Birmingham zur größten Hundeausstellung der Welt - Crufts!

Die Qualifikation für dieses Abenteuer haben wir im Dezember bei der Amsterdam Winnershow geschafft. Wir haben hin und her überlegt, ob wir es wirklich wagen sollten, haben uns aber dafür entschieden, weil sich so eine Chance vielleicht nicht so schnell wieder bietet.

Also ging es an die Vorbereitungen. Was braucht man, wie meldet man usw. Und direkt kam Hektik auf!!! ;-)

 

Für Ausstellungen in Großbritannien braucht man/der Hund eine "Authority to compete" vom Kennelclub. Man muss seinen Hunde also, einfach beschrieben, beim Kennelclub in UK registrieren und bekommt nach ca. 21 Tagen eine ATC-Nummer. Mit den deutschen Zuchtbuchnummern kann man nicht an Ausstellungen in England teilnehmen. Kurz vor dem offiziellen Meldeschluss für Crufts 2019 kam das ersehnte Dokument bei uns an.

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Nach der Registrierung beim Meldeportal wurden wir direkt mit der Vielzahl von möglichen Klassen konfrontiert, für die man in England melden kann. Für uns kamen die Junior- und die Yearling-Class in Frage. In welcher Klasse sollten wir es wohl mit weniger Wettbewerbern zu tun haben? Die Analyse der Meldestatistik der letzten Jahre brachte kein Ergebnis für eine ausgeklügelte Strategie und wir entschieden uns für die Yearling-Class für Rüden im Alter von 12 bis 24 Monaten.

Nun mussten wir eine Unterbringungsmöglichkeit für unseren Irish Terrier Morton finden, da nicht qualifizierte Hunde keinen Zutritt zur Veranstaltung erhalten. Wir haben eine gute Lösung gefunden und Morton durfte sich, während wir mit Harry in Birmingham sind, auf ein verlängertes Wochenende bei seinem besten Kumpel Levy und Steffi freuen.

Wenige Wochen vor Reiseantritt bekamen wir die Tickets für Crufts 2019 per Post vom Kennelclub zugeschickt. Die Vorfreude stieg!

Um mit Hund nach England reisen zu dürfen benötigt der Vierbeiner einen gültigen Tollwutschutz und eine Wurmbehandlung, die nicht älter als 5 Tage und nicht frischer als 48 Stunden sein darf. Diese Behandlung muss ebenfalls im EU-Heimtierausweis eingetragen werden.

 

Der Terriertag bei Crufts 2019 war in diesem Jahr Samstag, der 09. März. Wir wollten so stressfrei wie nur möglich anreisen und haben einen Zwischenstop im Raum London eingeplant. So ging es für uns bereits am Donnerstag via Eurotunnel auf die Insel.

Wir haben ein schönes, hundefreundliches Hotel im Süden von London gefunden, das wir bereits am Donnerstagnachmittag erreicht haben, so dass wir noch einen schönen Spaziergang machen konnten.

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Gut erholt ging es nach einer schöner Wanderung nach dem Frühstück weiter in Richtung Birmingham, wo wir zur Mittagszeit unser Domizil in Leamington, ca. 20km südlich Birmingham bezogen haben.

Vor der Buchung in England ist es immer sehr wichtig, dass man sich schon bei der Buchung mit der Unterkunft verständigt, ob Hunde auch wirklich erlaubt sind. Einer ist in der Regel kein Problem, würde man aber mit mehreren Hunden reisen, kann die Suche etwas schwieriger werden.

Nach ein wenig Erholung am Nachmittag sollte es am Abend in den Ort gehen, um in einem Pub den Vorabend der Show landestypisch ausklingen zu lassen. Auf dem Weg zum Auto haben wir den fast gleichaltrigen Parson Russel Terrier "Troy" mit seiner Familie in der Lobby getroffen. Sie kommen ebenfalls aus dem Raum Wuppertal und checkten gerade ein. Wir haben uns dann später am Abend noch an der Hotel-Bar getroffen. Troy können wir an dieser Stelle gratulieren. Er konnte in der Yearling-Class die Reserve gewinnen!

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Nach einer kurzen Nacht war es soweit: Samstag, 09. März 2019 und wir wurden um kurz nach 5 Uhr morgens noch vor dem Wecker wach. Da die Border Terrier, ob der Masse von 275 gemeldeten Hunden, zum "early start" bereits ab 8 Uhr morgens gerichtet wurden, ging der Tag für uns entsprechend früh los.

So konnte sich Harry noch etwas austoben und es gab genügend Zeitpuffer für das Frühstück und der Vierbeiner konnte sich noch außerhalb des Messetrubels lösen.

Die Bewertung der Border Terrier war in Messehalle 2 im dortigen Rind 12 vorgesehen. Um kurz nach 7 Uhr haben wir, nachdem wir unser Auto auf dem südlichen Messeparkplatz geparkt und unsere Ausstattung für den Tag in den Bollerwagen gepackt haben, den Einlass passiert, der komplett stressfrei und ohne Wartezeit von statten ging. Klar, die eigentliche Rush Hour hatte noch nicht eingesetzt, aber für große Aufregung beim Kampf um die besten Plätze in der Nähe des Rings gibt es bei Crufts sowieso keinen Grund.

Jeder hat Teilnehmer hat einen festen Platz inmitten seiner Rasseverteter, der mit der Startnummer markiert ist.

Nachdem wir unsere Klamotten verstaut, die Box aufgebaut und Harry sich den besten Platz gesichert hat, um auch ja nichts  zu verpassen, wollte ich auf jeden Fall schon einmal eine kleine Runde im Ring drehen.

Aber zunächst wurde der Katalog aufgeschlagen, um nachzusehen wie sich die 275 Border Terrier auf die einzelnen Klassen verteilen. Dabei interessierte uns natürlich als erstes unsere Yearling Class: 24 Border-Rüden im Alter zwischen 12 und 24 Monaten haben sich für diese Klasse entschieden - Wahnsinn!

Warm up @ Crufts 2019 - Border Terrier

Warm up @ Crufts 2019 - Border Terrier

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Von Müdigkeit war bei Harry keine Spur. Er war konzentriert, lief sehr schön und (noch) gab es auf dem grünen Teppich keine spannenden Gerüche. Mir reichte dieser erste kurze Eindruck im Ring und wir haben uns erstmal ein wenig umgesehen und wollten auch die ersten Bewertungsklassen bei den Border Terriern nicht verpassen, um zu sehen wie hier die Abläufe sind und was die Richterin sehen möchte.

Und wir hielten natürlich Ausschau nach bekannten Gesichtern, da wir nicht die einzigen Starter aus dem deutschsprachigen Raum waren und wir auch noch weitere Border-Freunde vom europäischen Festland wiedersehen wollten.

Das Geschehen im Ring unterschied sich ein wenig von dem, was wir bislang in Deutschland oder auch in den Niederlanden kennengelernt hatten. Die Bewertungsreihenfolge ergibt daraus, wie sich die Teilnehmer aufstellen - man kann sich also selbst aussuchen, ob man sich eher am Anfang oder am Ende des Feldes einreiht. Die Startnummern sind in diesem Zusammenhang unwichtig, da die Startnummernvergabe innerhalb einer Rasse nach Nachnamen der Besitzer erfolgt (dies erleichtert auf jeden Fall das Finden von Bekannten im "Teilnehmercamp").

Die Richterin, eine englische Border Terrier-Züchterin und damit auf jeden Fall eine Rasse-Expertin, verschaffte sich in den Klassen zunächst einen Überblick über das Starterfeld und glich zusammen mit den Ringhelfern die Startnummern ab. Dann kamen die normalen Abläufe bei der Präsentation der Hunde. Der erste Teilnehmer der Reihe stellte seinen Hund auf den Tisch, wo die Richterin sich einen ersten Eindruck vom Hund verschaffen konnte.

Im Anschluss ließ sie ein "Dreieck" laufen, was bei der schönen Größe des Rings eine gute Einschätzung zur Bewegung liefern sollte.

Mit jedem weiteren Border, der gerichtet wurde, rückte unser Auftritt in der Yearling Class näher. Als die Richterin sich ihre Shortlist in der Junior Class zusammenstellte, machten wir uns langsam aber sicher am Ring bereit.

Und dann war es soweit und mit letztendlich 22 anderen Border Terriern betraten wir den Ring. Wir haben uns in der Mitte des Starterfeldes einsortiert und hatten so noch ein wenig Gelegenheit uns zu akklimatisieren, bevor wir dran waren. 

Auf dem Tisch zeigte Harry sich heute von seiner besten Seite und ließ sich von dem großen Rahmen nicht beeindrucken. Neben den vielen Teilnehmern unserer Klasse waren ja auch sehr viele Zuschauer am Ring. Bei unserem Dreieck versuchten wir die komplette Größe des Rings zu nutzen. Harry ist wirklich toll gelaufen, allerdings war ich vielleicht eine Spur zu schnell mit ihm unterwegs. Die Richterin entließ uns mit einem "lovely" wieder in die Aufstellung der anderen Wartenden.

Bei der Shortlist der besten Yearling-Border des Tages waren wir leider nicht dabei und kamen somit auch nicht für eine Platzierung in Frage. Zwar schade, tat dem tollen Erlebnis im Ring, sich zusammen mit ausnahmslos erstklassigen Rüden zu zeigen, aber keinen Abbruch. Vielen Dank an dieser Stelle an Patricia Berlitz für die Bilder aus dem Ring. Patricia war übrigens die erfolgreichste deutsche Teilnehmerin unserer Delegation und konnte sich mit "Jump for Joy von der Borderranch" die Reserve in der offenen Klasse der Hündinnen sichern - Herzlichen Glückwunsch!!

Jetzt war der offizielle Teil für uns quasi schon am Vormittag beendet und wir hatten noch viel Zeit uns etwas ins Messe-Getümmel zu stürzen und den weiteren Ausstellungsverlauf ganz entspannt zu verfolgen. Auch da gab es viel zu entdecken.

Dabei werfen wir zunächst einen Blick auf ein, bei großen deutschen Ausstellungen, notwendiges Übel - die Löseplätze für die Hunde. Das war hier wirklich toll gelöst und die Disziplin der Teilnehmer sorgte dafür, dass diese Plätze auch am Nachmittag noch in einem nahezu taufrischen Zustand vorzufinden waren. In Dortmund kann man diese Plätze oft schon zur Mittagszeit vergessen und spätestens am letzten Ausstellungstag kumuliert sich die Sorglosigkeit der Nutzer zu einem eher unschönen Gesamtbild.

Spannend waren auch die Stände mit den Rassevorstellungen. Nimmt man sie auf deutschen Ausstellungen eher zur Kenntnis, war hier fast an jedem Stand ein sehr großer Andrang und die Besucher informierten sich und bewunderten die Hunde.

Auch unser Harry war ein gern genommenes Foto- und Streichelobjekt, wenn wir die Hallen durchquerten und auch in unserem Lager gefiel es ihm besser auf dem Stuhl alles im Blick zu haben und viele Streicheleinheiten "abzustauben", als in seiner Box auszuruhen - cooler Typ!

Was die Industriestände anging, konnten wir uns ob der Masse nur einen groben Überblick verschaffen. Grundsätzlich gab es alles rund um den Hund. Von absolut sinnvoll, über "ist eigentlich Quatsch, muss ich aber haben", bis zu "hab ich ja noch nie gesehen und total überflüssig" wurde alles geboten und man hätte sich hier problemlos finanziell komplett ruinieren können. ;-)

Wie fällt unser Fazit aus? Das verrät schon ein wenig die Überschrift. Crufts ist mehr als nur ein pures "Dabeisein". Wer als Aussteller, zumindest bei einer so stark vertretenen Rasse wie dem Border Terrier, nur hinfährt, um einen großes Erfolg zu feiern, der wird am Ende evtl. enttäuscht sein, denn planbar ist der Wettbewerb definitiv nicht. Wir konnten sicherlich nicht alle Platzierungen mit der Richterin teilen, falsch war jedoch im Prinzip keine einzige Entscheidung. Bei dieser großen Leistungsdichte kann jeder Teilnehmer für eine Platzierung in Frage kommen, die meisten aber eben auch nicht.

Wir haben uns an den vielen tollen Bordern erfreut und viele nette Menschen kennengelernt. Auch die Lokalmatadore aus dem Ursprungsland unserer Border Terrier sind sehr freundlich auf uns zugegangen und haben unseren Harry ebenso bewundert, wie wir ihre Hunde. Man war sich sehr wohl bewusst, dass man potentiell gerade einen Hund mit einer Top-Platzierung vor sich haben könnte. Es gehört eben neben einer guten Tagesform auch extrem viel Glück dazu, um auf Crufts erfolgreich zu sein.

Wir werden nun im Jahr 2019 versuchen uns auch für das Jahr 2020 zu qualifizieren, um uns auch im nächsten Jahr wieder mit dieser unglaublich breiten Konkurrenz zu messen. Und wer weiß, irgendwann ist das Glück vielleicht auch einmal auf unserer Seite.

Die Heimreise am Sonntag war von ordentlich Rückenwind im aufziehenden Sturmtief begleitet. Bevor es zum Eurotunnel ging, haben wir noch einen schönen Strandbesuch zum Austoben gemacht. Am Terminal haben wir dann noch Yuma "Eye-Catcher from Dawi's Rhapsody" getroffen. Sie war ebenfalls auf Crufts und erreichte in der offenen Klasse die Shortlist mit den besten 9 Hunden. 

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